Anstupsen?

Ich verstehe wirklich nicht den Punkt dahinter. Was soll das? Im realen Leben würde nie jemand auf die Idee kommen, anstatt „Hallo“ zu sagen, die Leute einfach anzustupsen. (Meine Assoziation ist ja „die Nase berühren“, aber ob man nicht auch andere Körperteile stupsen kann, bin ich mir nicht sicher.)
Sollte es tatsächlich Gesellschaften geben, in denen wortloses anhauen eine Form von Kommunikation ist, möchte ich glaube ich dieser nicht angehören. Nicht, dass ich Facebook verteufeln könnte – das nicht. Leider. Es ist nur so, dass ich den Punkt dahinter nicht verstehe. Früher hat man als Nerd irgendwelche Chatprogramme benutzt oder bei MySpace ein aufwendiges Profil erstellt. Dann kam Facebook. Und dann die große unwissende Masse. Die Leute, die man zwar irgendwie „kennt“, aber mit denen schon 5 Minuten im Aufzug eine quälend lange Nicht-Unterhaltung bedeuten.
Warum soll ich lesen, was diese Leute in die Welt hinaus posaunen? Warum will ich wissen, was mich nicht interessiert? Bob Irgendwer gefällt dieses Blog. Na und?!
Friedolin Huckepeter hat dich angestupst. – Zurückstupsen? In der Realität würde ich wohl meine „Stubskraft“ „versehendlich“ überdosieren. Ich verstehe es nämlich nicht. Vor allem, wenn aus einer solchen Handlung keine Kommunikation entsteht. Es ist wie sich zuzuwinken. Aber, verzeihung, wenn ich Leute fünfmal täglich sehe, dann habe ich auch keine Lust mehr darauf.
Andererseits… garantiert ein kleines Knopfdrücken, dass ein anderer nicht vergisst, dass man ihn wertschätzt. Ist das also nur die rationalisierte Methode von „einen Kaffee trinken und übers Wetter reden“?
Zurück zum „Alles dort“-Phänomen. Erinnert sich noch jemand an die Zeit, als man Nerd war, weil man online viel Zeit verbrachte und insbesondere irgendwelche Portale (MySpace, Facebook, StudiVZ) nutzte? Erinnert sich noch jemand an das isoliert sein in der virtuellen Welt? Wunderbar! Jetzt ist der Nicht-Onliner isoliert in der Realwelt. Mehr noch: Der Onliner kann nicht mal mehr vor den ungeliebten Bekanntschaften seiner Realwelt flüchten:
In der Stadt kann ich so tun, als hätte ich keine Zeit.
Bei Facebook kann ich mich vor dir nicht verstecken.

Und dann kommt noch der Realnamenunsinn hinzu, der uns – dank Google, was ja durchaus positiv ist – für alle auffindbar macht. Die Differenzierbarkeit von Beziehungen, die Trennung zwischen Lehrern, Freunden, Bekannten, Verwandtschaft, usw. löst Facebook auf – und hinterlässt ein großes Chaos, aus dem wir Mühevoll ein möglichst positives Bild zusammenzugleben versuchen, dass allen diesen Beziehungen gerecht wird – was aber immer nur eine Minimallösung sein kann.

Vielleicht sollte ich auch einfach offline gehen. So mit Sack und Pack. Und Facebook und Blog.de und alles zurücklassen. Einfach weiterziehen. In eine bessere Zukunft. Offline.
Achwas. Das schaffe ich doch eh nicht…