An gute Gewohnheiten muss man sich gewöhnen

Beim Aufräumen habe ich Notizbücher gefunden, mit nur wenigen Seiten beschriftet, ohne eigene Gedanken, nur Notizen. Wenige Tage, Sätze, Worte, und unendliche leere Seiten. Jede dieser Seiten liegt schwer auf mir, jetzt, wo ich sie wieder gefunden hab. Keine leeren, hoffnungsvollen Bücher, sondern leere Seiten nach etwas geistlosem Beginn. Ich muss diese – mehreren – Bücher verloren haben oder aufgegeben oder beides. Scheitern.

In einem der Notizbücher steht, dass ich mir die Zähne putzen will. Manchmal fallen mir die einfachsten Dinge schwer. Aufstehen. Mit Menschen reden. Mehr tun als nur in einen Bildschirm starren. Es gibt Tage, da wäre es etwas gutes, könnte ich mich zumindest aufraffen, und ein Videospiel spielen. Aber, gewöhnlich muss man sich an gute Gewohnheiten erstmal gewöhnen. Sich rückbesinnen. Jedem Neuanfang wohnt ein Zauber inne. Und eine Chance auf andere weise, neu, anders zu versagen. Ich tippe diese Zeilen, nicht, weil ich etwas zu sagen hätte, das ist längst vergangen. Ich will nichts mehr sagen. Ich will zuhören und nicht darauf warten, dass ich dran bin. Ich will schweigen. Jahrelang. Ich will ein leeres Blatt sein. Aber ich bin unleserlich gekritzelte Notizen und dann viel Lücke. Vielleicht kann man zumindest einen Einkaufszettel auf mir notieren. Oder diesen Text neu schreiben. Vielleicht muss ich mich einfach nur daran gewöhnen, wieder Worte zu tippen. Buchstaben. Zeichen. Das nichts vom etwas trennen. Schwarz und weiß. Keine Gedanken, keine Hoffnung, aber wenigstens ein Satz.

Ich putze mir, häufiger als nicht, die Zähne. Wenigstens einmal. Wenigstens diese Woche. Wenigstens ein bisschen. Alles, was es wert ist, gut zu tun, ist es auch wert, ein bisschen zu tun. Ein bisschen aufstehen. Ein bisschen notieren. Ein bisschen tippen. Ein bisschen kuscheln. Ein bisschen studieren. Ein bisschen leben.

Aber vielleicht ist es das auch nicht wert. Vielleicht sollte ich sterben. Ausgelöscht werden, wie das Blatt, welches ich aus dem Notizbuch riss, um es wieder leer erscheinen zu lassen, hoffnungsvoll, bereit. Dabei ist es, ohne die Seite, ohne die schlechte, zerstörerische, dreckige Notiz nur eins: Kaputt.