Gebäude erzählen eine Geschichte. Sie sprechen, haben einen Kontext, manches bleibt Subtext, anderes nur intendiert. Das Klubhaus ist laut der aktuellen Kupferblau-Ausgabe ein besonderer Ort. Aber auch „der alte Betonklotz“, der vieles sei, „aber definitiv nicht schön“. Dazu zeigt ein Bild die Rückseite des Gebäudes, welches vor 65 Jahren den Studierenden übergeben wurde, damit auch diese der überholten, faschistischen und antidemokratischen Universität ebenfalls den Rücken zeigen. Das Klubhaus ist, zusammen mit einigen Gebäuden in der Wilhelmstraße, Ausdruck eines anderen Blickwinkels auf Universität und studentisches Leben. Es ist die Absage an die studentischen Aufmärsche vor der Neuen Aula, bei denen noch wenige Jahre zuvor „dem Führer“ gehuldigt wurde. Ein Haus allein kann eine Universität natürlich nicht demokratisieren, aber die Geschichte dieses Ortes ist eng verwoben mit den Studierenden. Hier gab es Orte für Studentinnen, denn in der von Verbindungsstudenten verstopften Uni fehlte diesen ein Ort. Hier arbeitete der AStA, bis der Nazi-Marinerichter und CDU-Ministerpräsident Filbinger 1977 diese Hochschuldemokratie verbot, weil die Studierenden davon gebrauch gemacht hatten. Die Studierendenvertretung wurde dem Rektor unterstellt und enteignet. Hier vernetzten – und vernetzen – sich Fachschaften und Gruppen, arbeiten für eine Selbstbestimmung und Mitspracherecht. Dazu gehört natürlich auch Kultur, Musik, und auch Feste.
Der Text spricht viel richtiges an, um dann verwirrt über die Frage zu sein, ob die Sanierung der Mensa eine „neue“ Mensa hervorbringt. Auch die Mensa in der Wilhelmstraße hat eine eigene Sprache mit ihren riesigen Fensterfronten, welche die Universität in den Essenssaal einlädt, mit den hohen Räumen – in denen noch vor einigen Jahren Partys und sogar Konzerte stattfinden konnten –, mit dem edlen Tropenholzboden. Paul Baumgarten dürfte durchaus eine andere Universität als die 1945 beendete im Blick gehabt haben, als er sich entschied, im lichtdurchfluteten Raum die Studierenden speisen zu lassen und für die Dozierenden einen Speisesaal im Keller (Älteren dürfte der Raum noch als Bierkeller in Erinnerung sein) einzuplanen.
Auch das Klubhaus hat diese doppelte Ebene in seinen Aussagen. Da ist das Gebäude, mit großer Glasfront weg von der alten Uni, mit verschiebbaren Wänden und offen Strukturen, mit einem Kaminzimmer und teurem Parkett und bis wegen Brandschutzmaßnahmen diese abgenommen werden mussten mit großen Leuchtern an der Decke.
Und dann ist da der Ton, in dem das Klubhaus von einer anderen Universität spricht: Müde, kaputt und nur notdürftig geflickt, seit Jahrzehnten einer desinteressierten Universität – sicher auch, weil die Mittel fehlten – ausgeliefert, und einer Studierendenschaft, die vielleicht gerne will, aber oft nicht darf oder kann.
Keine Widerrede, dass eine Sanierung notwendig wäre, die weit über das hinaus geht, was die Uni leisten kann, aber auch das erzählt eine Geschichte.
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