diana-01-01, ursprünglich hochgeladen von chachlate
Wäre ich nicht – bewusst – strunz-doof und so naiv, dass sich jedes Milchmädchen schämen würde, wäre mein Leben insbesondere im Kontakt mit anderen Menschen sehr deprimierend. Ich würde wahrnehmen, wie locker und fröhlich Gespräche zwischen anderen Menschen verlaufen, und den Unterschied zu den beidseitigen Quälereien erkennen, die passieren, wenn ich mal jemand anspreche. Das Beste für mich und meine Seifenblase aus ignorierter Kontaktunfähigkeit sind Menschen, die mir nur einmal über den Weg laufen, die höflich-verlogen sich bedanken, wenn ich mich bedanke, und das Gespräch schnell beenden mit allerlei Standardfloskeln, die mir nicht auffallen.
Manchmal habe ich tatsächlich Mitleid mit den Menschen, die mit mir reden müssen. Dann werfe ich ihnen Stöckchen hin, verweise darauf, dass dort drüben Leute stehen, die sie kennen, und biete den von mir Geplagten damit ein Türchen, durch das sie flüchten können. Und flüchten. Manchmal gehe ich auch einfach weg. Das ist besser. Für alle.
Für Menschen wie mich wurde das Internet geschaffen. Damit wir mit anderen Puzzelteile ihres Lebens tauschen können. Hier eine Kleinigkeit über diesen Menschen, da eine andere Kleinigkeit über jemand anderes. So fühlen wir uns nah, fühlen uns, als würden wir tatsächlich Gespräche führen, wenn wir Buchstaben zu Worten reihen und zu Sätzen. Wenn wir uns, versteckt unter einer Maske, einem falschen Namen und einer besseren Identität anderen gegenüber öffnen.
Manche Bilder bekomme ich nicht mehr aus dem Kopf. Manche Schwierigkeiten scheinen in Stein gegossen zu sein. Das Sprechen und Plaudern und Quatschen und Tratschen, das Kommunizieren und Konversieren, das hochheilige, zwischenmenschliche Spiel, ist eines, in dem ich keinen Highscore knacken werde. Aber das ist ok. Ich hab meine Musik, meine Gedanken, die Illusion von Freundschaft und genug Naivität für weitere schmerzvolle Erfahrungen. Und ich hab den Traum vom Baum. Was will ich denn mehr?
„Bist du nicht ein bisschen hart zu dir? Oder betreibst du hier Komplimentefischen?“ Langeweile betrachtete Beliebtsein in ihren Gedanken. „Ach, ich war unter Menschen, die über 10 Jahre älter waren als ich, und habe mit ihnen geredet. Und mit Menschen, die 10 mal konktaktfreudiger sind, als ich…“ Langeweile unterbrach ihren Freund. „!0 mal 0 Kontaktfreude ist immer noch Null Kontaktfreude.“ „Du weißt was ich meine.“ Beliebtsein war müde, dann fiel ihm noch etwas ein. „Weißt du was ich will?“ „Hm?“ „Eine Diana Mini. Irgendwie hat sich die Idee in meinem Kopf fest gesetzt, und jetzt will ich so eine.“ „Nach dem Abi.“ „Ja.“ Langeweile lächelte. „Das war keine Frage.“ Beliebtsein lächelte. „Das war auch keine Antwort.“ Beide legten, gewohnt ohne sich zu verabschieden, den Hörer auf.