Machen wir es kurz: In Time – Deine Zeit läuft ab ist ein schlechter Film. Die Schuld möchte man in erster Linie nicht bei den Schauspielern suchen. Der halbgar bezaubernden Amanda Seyfried und den zu oft gesehenen Musikvideo-Blicken von Justin Timberlake ist hier kein Vorwurf zu machen. Es ist auch nicht die so breitgetretene Guter-Mensch-Parole, die Timberlakes Rolle von Sekunde zu Sekunde auskotzt oder die moderne Welt-Klischees, welchen diesen Film so unsehenswert machen.
Tatsächlich störend ist das zu offensichtlich zusammengestohlene in diesem Film. Die Arm-Lebenszeit-Uhren erinnern zu sehr an „Flucht ins 23. Jahrhundert“, die ganze Frau-Mann-Liebes-und-Diebstahl-Geschichte erinnert zu sehr an Bonnie und Clyde, die Kamerafahrten, die Verfolgungsjagten, die Autos, die Bettszenen, die Uniformen der Polizisten – offensichtlich eine NS-Anspielung -, die Spielszenen, die ganze, verdammte Zukunftsvision – erste Assoziationen sind hierzu wohl 1984 (die Überwachungsanlagen) und Brave New World (nach Status aufgeteilte Städte) -, bis ins kleinste Detail erinnert alles an andere Geschichten und wirkt so im Ganzen völlig deplaziert.
Warum bereue ich dennoch die 7 (in Worten: SIEBEN) Euro für diesen Kinobesuch nicht? Weil In Time auf mir bisher neue Weise die Geldproblematik vorführt. Inflation und die Erhaltung des Geldsystems sorgen für die Erhaltung des Systems. Menschen in Armut arbeiten und haben keinerlei Möglichkeit, gegen das System etwas zu machen. Durch Schulden werden sie letztlich in ihrem Status gehalten. Wer nicht mehr mithalten kann im Arbeitskampf – und diese Konsequenz verdeutlicht der Film durch die direkte Verknüpfung von Lebenszeit und Vermögen sehr deutlich – stirbt. Moral also: Eine Klassengesellschaft existiert nur auf Kosten der Leben ihrer untersten Klasse.
Zumindest denkt man, man könnte wegen des tieferen gesellschaftskritischen Inhalt sein Geld noch nicht ganz vergeudet wissen. Anstatt diese Deutungsweise jedoch als kleinen Lichtschimmer zu betrachten, welcher den Film doch nocht gut machen könnte, kotzt er das lauwarme Kinopopcorn einem direkt wieder ins Genick, in dem er jeden kleinen Schimmer eines möglichen Diskurses mit übertriebenem Phatos und übelster Hollywood-Pampe hinwegspült. So erweitern etwa die Protagonisten stets in allerletzter Sekunde ihre Lebenszeit und tun das mit solchen übertriebenen amerikanischem Kino-Holzhammer, dass auch der letzte Eisenherzträger merkt, dass diese Szene nun hoch emotional sein sollte.
Letztlich möchte ich nicht nur meine sieben (!) Euro zurück, sondern auch die 109 Minuten Spielzeit.